Cover von " Aspekte und Probleme linker Bolschewismuskritik"
Staat oder Revolution
Aspekte und Probleme linker Bolschewismuskritik Hendrik Wallat Deutsch
Paperback, 288 Seiten
140 x 205mm
978-3-942885-17-1 / 2-973
29,80 Euro
Erscheinungstermin: 05/2012
Deutsch
Paperback, 288 Seiten
140 x 205mm
978-3-942885-17-1 / 2-973
29,80 Euro
Erscheinungstermin: 05/2012

Inhalt

Der Bolschewismus ist der Inbegriff des Scheiterns kommunistischer Emanzipation. Entgegen des Verständnis des Bolschewismus als „revolutionär“ lässt sich zeigen, dass es von Anfang an hellsichtige Kritik von Links am bolschewistischen ‘Befreiungsmodell’ gab. Diese ist weder als reaktionär abzutun, noch musste sie auf Stalin warten, um zu wissen, dass die Revolution die Herrschaft nicht abschaffte, sondern in einem neuen Staat totalisierte. Im Interesse der Gegenwart gilt es, diese verdrängte Geschichte dem Vergessen zu entreißen.


Im Mittelpunkt steht die Darstellung zentraler theoretischer Kritiken an Lenin und seinen Genoss*innen, die links von der Sozialdemokratie entstanden sind: Trotzki, Luxemburg, Gorter, Pannekoek, Rühle, Rocker, Goldman, Steinberg, Korsch, Weil und viele weitere kommen zu Wort. Diese Revolutionäre teilten mit dem Bolschewismus die Kritik an Reformismus und Kapitalismus, erkannten aber, dass jener selbst eine neue Form der Herrschaft war, die der (Arbeiter*innen-)Selbstbefreiung entgegenstand.


Autor

Hendrik Wallat — Dr. Hendrik Wallat, Jg. 1979. Arbeitsschwerpunkte: Politische Theorie und Philosophie, Gesellschafts- und Erkenntniskritik, Geschichte der (dissidenten) Arbeiterbewegung und Tierphilosophie. Mehr Infos

Leseprobe / Cover

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Pressestimmen (5)

In einem weiteren sehr wertvollen Band arbeitet Hendrik Wallat die linke Bolschewismuskritik sehr fundiert und gut lesbar auf. Eine längst überfällige Arbeit, die vielen Interessierten die Wühlarbeit durch meterweise Literatur erspart bzw. erleichtert. Eine Arbeit, die hoffentlich auch dazu beiträgt, dass eine gemeinsame Auseinandersetzung über die linke Geschichte ermöglicht wird. Die sich auf Marx berufende Linke hat es sich in dieser Frage oft zu einfach gemacht und sich um unbequeme Fragen herumgedrückt. —  Ingo Stützle, analyse & kritik (18.08.2015)
Das Buch ist […] nicht nur ein fundiertes Nachschlagewerk für linke Kritik am Bolschewismus, sondern weckt ebenso Hoffnungen. Die von Wallat gerufenen Geister werden wieder umgehen können. —  Aaron Bruckmiller, kritisch-lesen.de (06.01.2015)
Rezension —  Philippe Kellermann, grundrisse Nr. 21
Eine wahre Fundgrube ist auch das materialreiche Buch „Staat oder Revolution“ des Politologen Hendrik Wallat, in dem er mit vielen Fundstellen eine Geschichte des dissidenten Sozialismus und Kommunismus nachzeichnet und diejenigen kritisch würdigt, die in den unterschiedlichen Staatssozialismen bekämpft und verfolgt wurden. Das ist 60 Jahre nach dem Tod jenes Mannes, dessen politisches System daran einen entscheidenden Anteil hatte, doch eine kleine Rehabilitierung. —  Peter Nowak, telepolis (06.03.2013)
Schon die Darstellung der praktischen Politik der Bolschewisten würde indes reichen, um festzustellen, dass eine positive und kritiklose Bezugnahme auf die Oktoberrevolution schlichtweg unmöglich ist. Oder noch weiter ausgeholt, die Beleuchtung des Streits zwischen Marx und Engels auf der einen und Bakunin auf der anderen Seite würde deutlich machen, wie wichtig frühzeitige Weichenstellungen sind. Interessant sind die Portraits rätekommunistischer und anarchistischer Positionen am Beispiel von u.a. Anton Pannekoek, Franz Pfemfert, Otto Rühle und Rudolf Rocker. Auch das Kapitel über Isaak Steinberg, den in Vergessenheit geratenen russischen linken Sozialrevolutionär und bis Frühjahr 1918 Volkskommissar der Justiz, streift das Dilemma bzw. die „Tragik jeder Revolution“, die nach Steinberg „darin bestehe, dass sie, konfrontiert mit der alten Herrschaft, selbst nicht auf Gewaltanwendung wird verzichten können…“. (S.205) Aufschlussreich sind die Lebensläufe und Brüche von Karl Korsch und Simone Weil oder zu sehen, dass z.B. die Anarchistin Emma Goldman „die tödliche Mischung aus brutaler Gewalt und blanken Zynismus, welche die bolschewistische Diktatur kennzeichnete“ (S. 204), frühzeitig beschrieb und sich vom Bolschewismus nicht gefangen nehmen bzw. instrumentalisieren ließ. Aktuell wäre zu fragen, was diese katastrophale Geschichte für eine an emanzipatorischer Theorie und Praxis orientierte Linke bedeutet bzw. wie mit diesem desaströsen Erbe umgegangen werden kann, das immer noch nachwirkt. Und warum die libertäre Alternative immer gescheitert ist? Daher stimme ich Wallat zu, wenn er im Abschlusskapitel „Back to the future!?“ schreibt: „Die versprengten libertären Kommunisten der Gegenwart sind nicht gut beraten, sich über die Erbärmlichkeit der Sozialdemokratie zu freuen… . Die Praxis der Freiheit muss fatalerweise die Herrschaft unter Bedingungen attackieren, die ihr von dieser diktiert werden.“ (S. 267 f) Um dies aber reflektiert tun zu können, ist die Kenntnis der bisher verschütteten Bolschewismuskritik von links eine unabdingbare Bedingung. —  Kpf, graswurzel revolution (01.10.2012)