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Am 19. Juni 1953 wurden Ethel und Julius Rosenberg in New York auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Das Gericht hatte sie wegen Atomspionage für die Sowjetunion verurteilt. Der Fall erregte zu dieser Zeit weltweit Aufsehen. Viele Linke sahen in dem Ehepaar unschuldige Opfer des entfesselten Antikommunismus, der die McCarthy-Ära in den USA zu Beginn des Kalten Krieges prägte. Doch die Stimmung gegen die Rosenbergs und die beiden Mitangeklagten wurde auch durch antisemitische Vorstellungen über „jüdische Verräter“ angeheizt. Zugleich zeigt die Darstellung der beiden in den Medien, dass das Ehepaar Rosenberg als Gegenbild zu den herrschenden Geschlechterbildern entworfen wurde. Der Prozess wirft bis heute grundlegende Fragen auf. Das Buch erinnert an das Gerichtsverfahren, betrachtet seine Rezeption in Literatur und Film und zeichnet die Verschränkung von antikommunistischen, antisemitischen und sexistischen Vorstellungen nach.
Pressestimmen (7)
Der Anlass dafür war der Schock darüber, dass die Sowjetunion auch über eine Atombombe verfügt. Das kratzte auch an dem US-amerikanischen Selbstbewusstsein, nämlich technisch Vorreiter zu sein – und dann plötzlich mitzubekommen: Da gibt es keine Vorreiterschaft. Also war die sehr populäre Erklärung: Es ist Spionage im Spiel gewesen. Man hat ‚uns‘ quasi ‚das Geheimnis der Atombombe‘ geklaut.
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Olaf Kistenmacher, "Atomspione" in den USA hingerichtet: Julius und Ethel Rosenberg. WDR 5 Zeitzeichen von Burkhard Hupe
(19.06.2023)
Ethel Rosenbergs Hinrichtung, so die Historikerin Clune, war »der grausame, ungerechte Akt einer verängstigten Nation, für
den sich die US-amerikanische Regierung entschuldigen« sollte. 2015 ersuchten Michael und Robert Meeropol Präsident Barack Obama, ihre Mutter Ethel Rosenberg rückwirkend zu begnadigen. Das ist bis heute nicht passiert.
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Olaf Kistenmacher, Jungle World
(22.06.2023)
Neuere Studien, wie „Der Fall Ethel und Julius Rosenberg“ der deutschen Antisemitismusforscher:innen Sina Arnold und Olaf Kistenmacher bestätigen indes, was vielen damals schon klar war, auch dem angeklagten Ehepaar selbst: Dass mit dem harten Antikommunismus auch antisemitische Motive verknüpft waren. Ethel und Julius Rosenberg nämlich wurden als „unamerikanisch“ gebrandmarkt, mit dem antijüdischen Vorwurf konfrontiert, vaterlandslose Verräter zu sein.
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Christoph David Piorkowski, TAGESSPIEGEL
(19.06.2023)
Die Autor_innen legen präzise dar, wie widersprüchlich und doch wirkmächtig die miteinander verwobenen Feindbilder sind und geben die Komplexität des Falles anschaulich wieder. Angesichts der Virulenz heutiger Verschwörungstheorien und antifeministischer Tendenzen ist das Buch hochaktuell.
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Zoe Sona, taz
(04.02.2017)
Arnold und Kistenmacher haben mit dem Buch einen neuen Zugang zum Fall Rosenberg gefunden.
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Peter Nowak, analyse&kritik (13.12.2016)
Um so erfreulicher daher, dass Sina Arnold und Olaf Kistenmacher mit ihrem kürzlich erschienenen Buch den Fall im deutschsprachigen Raum wieder in Erinnerungen rufen. Ihr Anliegen ist es, einen ‚Überblick über den Fall, seine literarische Rezeption und politische Relevanz bis in die Gegenwart‘ zu geben und somit eine Lücke zu schließen.
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Frederik Fuß
Sina Arnold und Olaf Kistenmacher legen mit ihrer Studie den ersten deutschsprachigen Überblick über diesen historischen Fall vor. Darin nehmen sie die verwobenen Stränge von antikommunistischer Hetze, stereotypen Geschlechterbildern und antisemitischen Reflexen in den Blick. Wie diese sich gegenseitig bedingen, überlagern und durchdringen, machen die Autor*innen dabei auf eindringliche Weise deutlich
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Katja Strube, Missy Magazine