Von Jan Steffens in der Zeitschrift Menschen. Ausgabe 3/4/2021
Gleich vorweg: Dies ist weniger eine Rezension, als vielmehr eine leidenschaftliche Lektüreempfehlung. Mai-Anh Boger entwickelt in den vier Bänden zur ‚Theorie der trilemmatischen Inklusion‘ eine – und hier ist das Wort wirklich angebracht – geniale Kartierung der unterschiedlichen Denk-, Fühl- und Diskursbewegungen der Inklusionsdebatte, die der Leserschaft zwar nie sagen wird, wo es lang zu gehen hat, aber all denen Orientierung bietet, die manchmal das Gefühl haben, verloren gegangen zu sein in der komplexen Vielfältigkeit der unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema.
Entkoppelt von wissenschaftlichen Konventionen in teilweise poetischer Sprache, die das Herz berührt und gleichzeitig den Kopf wäscht, führt uns die Autorin durch die alltäglichen Widersprüche des trilemmatischen Begehrens, ohne sich dabei in diesen zu verfangen. Sie springt scheinbar leichtfüßig durch immense Komplexität, bezieht sich auf die breite Spanne der Debatte in der Gegenwart wie auch der Geschichte – und schafft doch irgendwie einen Neuanfang. Die Bücher fesseln praktisch sofort, beinahe unabhängig davon wo man einsteigt. Sie sind gewiss nicht leicht, dafür aber sehr verständlich geschrieben. Sie behandeln ein ernstes Thema, bringen jedoch immer auch zum Lachen, haben wahnsinnigen Tiefgang und sind doch herrlich erfrischend.
Bleibt nur zu hoffen, dass alle Bücher in einigen Jahren als unverzichtbare Standardwerke im ‚Fach‘ gelten und von Studierenden, Dozierenden und Praktizierenden gleichermaßen in ihr Verständnis von Inklusion einbezogen werden. Theorien der Inklusion, Subjekte der Inklusion, Politiken der Inklusion, Die Methode der sozialwissenschaftlichen Kartographierung, auch als Open Access.